Co-Habitations Pavillion 
kollektives Bauen am Wilder Platz, Zürich
Zusammenarbeit von:

AIA
Studio Erde
Bau-Teilen

Umgesetzt von Bau-Teilen:

Beratung gestalterische Umsetzung
Vorbereitung partizipative Bauworkshops
Organisation Baumaterial
Leitung partizipative Bauworkshops


Am Abend nach dem gemeinsamen Bauen tranken wir Apero mit lehmigen Händen und Füssen mit Blick auf das Gleismeer und die Europaallee inmitten von Zürich am Wilden Platz, im Kreis 5. Vor uns ein fast zehn Meter langer Bühnentisch aus Wellerlehm, daneben ein aus Weiden geflochtener Lebensraum für Eidechsen, Käfer und Spinnen, gefüllt mit Mischabbruch, Sand und Steinen.

Hinter diesem gemeinsam erlebten Moment steht das Bestreben nach Fürsorge für Räume und Lebewesen. Gemeinsam haben wir uns im Laufe mehrerer Bautage kennengelernt, gemeinsam gekocht, mit der Nachbarschaft vernetzt, Wissen über Baupraktiken aus unterschiedlichen Kulturen ausgetauscht und eine taktile Beziehung zu den unterschiedlichen regenerativen Materialien aufgebaut - eine lustvolle Vision von care-co-creation.
Dass diese gelebte Form des Gestaltens und Bauens ausserhalb der etablierten Strukturen agiert, zeigt die Schwierigkeit, an Baumaterialien - in unserem Fall an Aushubmaterial - zu kommen. In Zürich gibt es lehmhaltige Erde, welche auch als Baulehm geeignet ist, aber diese Form des zirkulärens Bauens war für unser Vorhaben noch keine Möglichkeit. Für das Projekt mussten wir daher auf Ziegellehm, vermischt mit Sand und Stroh, zurückgreifen, um den Lehmtisch bauen zu können. Dieser wird zukünftig Wildbienen als Wohnraum dienen. Einige der verwendeten Materialien und Bauelemente, wie die Balkonstufen, die jetzt Aussicht auf die vorbeifahrenden Züge bieten, konnten wir andernorts ausbauen und leicht adaptiert für den Wilden Platz wiederverwenden. In unserem Verständnis von Zirkularität schliessen wir auch die Vergänglichkeit und Veränderbarkeit mit ein. Zwar schützen wir den Lehm mit einer Kalkschicht und machen ihn durch das Polieren mit Steinen tanzbar, aber es werden bewusst Stellen unbearbeitet belassen, um Auswaschungen, Risse und Sprünge zuzulassen, welche von unterschiedlichen Lebewesen angeeignet werden können.


Diese Form der Veränderbarkeit umfasst gleichermassen nicht-menschliche Interventionen, wie auch die menschliche Fürsorge als Instandhaltung für den Ort.

Jede Person sollte ihren Lebensraum selbst mitgestalten dürfen. Dies ist für uns eine der primären Motivationen dafür, unser Wissen im Format von gemeinsamen Bautagen zu teilen. Am Wilden Platz haben wir gelernt, sämtlichen Lebensformen und natürlichen Gegebenheiten wie Regen Beachtung zu schenken, mit der noch offenen Frage, wie wir diese auch zukünftig in alternative Bauprozesse mit einbeziehen können. Der Wilde Platz ist weiterhin ein Raum für Möglichkeiten und Experimente - und das für alle menschlichen wie nicht-menschlichen Nutzenden. Wir wünschen uns, dass weitere Beispiele gelebter Utopien Wirklichkeit werden können, denn für Dornröschenschlaf haben wir keine Zeit.

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